20.-22. Dez. Vang Vieng

Do.20.Dez. Vang Vieng

Kurz vor 8:00  fängt es noch  an zu regnen. Bin aber  gerade  noch trocken bis zum Süd-Busbahnhof gekommen.  Mein Bus ist ein VIP-bus. Wie das die Laoten definieren wird mir ein Rätsel bleiben.
Paar Scheiben sind mit Teer verklebt, um ihr herausfallen zu verhindern. Und die letzte Innenreinigung dürfte letztes Jahr gewesenen sein. Was später noch stören wird, sind die verdreckten Seiten- Scheiben. Die Beinfreiheit ist aber sehr  OK und eigentlich will ich ja nur ankommen.187km gilt es zu bewältigen, was der Bus auch ohne Panne in knapp 10h schafft. (Die Zahlen sind kein Tippfehler). Hinter Luang Namtha geht es in die Berge und in den Nebel. Es wird unangenehm kalt und ich bin einer der wenigen, die ihre  warmen Sachen nicht im unerreichbaren Hauptgepäck haben. Nach 4 Stunden ist die 1400m Höhenmarke geknackt. Eigentlich sind die meisten froh, dass wir bei der schlechten Sicht nur so dahin schleichen. Habe später in Vang Vieng meine Leute vom GH wieder getroffen. Deren Minivan  hat die Stecke in gut 4 h geschafft, nur sind sie dabei tausend Tote gestorben.
Irgend wann muß unser Bus Stoppen. Ein Wasserstrahl auf die heißen Bremstrommeln lässt ihn in einer Dampfwolke verschwinden....
Die nächsten 2h pendeln wir uns auf 1200m ein. Zu sehen ist ja kaum was uns so zieh ich mir Ken Follets "Tore der Welt" als Hörbuch rein.
Irgend wann scheint der Hauptkamm überwunden zu sein. Der Nebel gibt auf, aber die Straße wird noch schlechter. Wer hätte beim ihrem Bau auch ahnen können, dass chin Schwerlast-Tracks die Fahrbahn so ruinieren würden. Aus dem "normalen" Gebirge wird eine Karstlandschaft.

Die Bergkuppen und Spitzen der Stein-Nadeln stecken in den Wolken. Würde ja gern fotografieren, nur die Scheiben produzieren einen schmutzigen Dreckfleck Teppich auf den Bildern.
Beim nächsten Stopp eine kostenlose VIP Nudelsuppe zum Aufwärmen.
Kurz taucht eine Gruppe Mong Mädchen  mit ihren Ballwerfen -Spiel auf.
Wenige Km vor Vang Vieng läuft  ein Abschnitt der chin.Hochbahn Strecke parallel zur Straße. Ist die Linie,  die schon in Richtung Odomxay das Gebirge  zerschnitten hatte. Und natürlich baut Power China auch hier einen weiteren Damm.

Der Bus hält am alten US Flughafen, also mittend im Dorf. Ich kann's nicht glauben, was ich sehe. Vom Tubing, Drogen und Alkoholexzess Dorf des beginnenden 21 Jahrhundert hatte die Regierung erst ein  zahnes aber idyllisch Relax-Dorf (wie ich es noch 2013 gesehen habe ) gemacht. Heute ist wieder eine Partymeile draus geworden.
Bettenburgen, ein GH neben dem anderen und alles was Spass machen soll. Buggies scheinen der Renner zu seien. Damit kann man auf der staubigen Piste westlich von hier durch die drei Dörfer der Hmong peitschen und alles in eine Dreckwolke einhüllen. Ultraleicht Flugzeuge schwirren zwischen den Kalksteinwänden herum. Langsamer ziehen Heißluftballons für 80 Eur durch die Lüfte.
Der alte Tubing- Fluss ist kaum noch zu erreichen. Hier unten hüllte eine Herbal-Sauna mit 2x2m Grundfläche das ganze Gebiet in Kräuter Duft ein. Dort wo auf dem Morgenmarkt Käfer und allerlei Krabbelgetier als zusätzliche Eiweißquelle feilgeboten wurden, steht heute ein Luxus Hotel.
Meinen  Mountainbike Verleih mit seinem löchrigen Dach gibt's aber noch und auch die Stände die Bananen-pancake verkaufen. Kein Laoten ißt so was...Die Laoten von heute machen sich lächerlich mit Weihnachtsmann und Rentier Mützen, weil sie meinen den Gästen gefällt's.
Muss den ersten Schock  erst mal sacken lassen. Setze mich etwas abseits vom Haupttrubel zu einem Laoten, der es für heute aufgegeben  hat irgend welche Events zu verkaufen. Erzähle ihm, wie ich das Dorf noch kenne. Er kommt aus Nordlaos. In der Hoffnung auch was vom Kuchen abzubekommen. Selbst sein 73 jähriger Vater ist mit hierher gezogen. Dessen Job, das Enkelchen zu betreuen. Und mit einem Mal wird's gemütlich.Wir leeren eine kleine Flasche Lao-Lao und schwätzen fast eine Stunde in der warmen Abendluft. Zeige ihnen meine Bilderbox und er blättert auf dem Handy Fotos von seiner Familie und seiner  ehemalige Kleinstadt durch. Sein Vater tätschelt mir zum Abschied die Hand. Bin erstmal wieder etwas versöhnt.
Finde dann doch noch den Fluss.

Bei der kulinarischen Vielfalt gibt's für mich fritierte grüne Bohnen mit Reis. Auf den Rückweg ins Hostel hat ein Inder sein Restaurant. Eine kleine Schale Dhal und ein Fladenbrot, dann  bin ich mehr als satt.
Hinten bei den Dörfern gab es schon damals die ",Blaue Lagune' . Ein Bach aus der darüber liegenden Höhle speiste  eine türkis-grüne Badestelle mit Mutsprung vom einem  großen Baum ins Wasser.
Heute stehen zusätzlich  Ausflüge zu den beiden  neuen Kunstlagune 2 und 3  auf dem Spaßprogramm zur Auswahl.

Ist kurz vor Mitternacht. Draußen dröhnt immer noch die Party,  mit meinen Ohrstöpseln aber ganz weit weg....
Für 5Eur/Nacht hat mein Hostel sogar einen eigenen Schwimmingpool.

Morgen und Samstag soll im Norden der Stadt ein Rockkonzert mit mehreren Thai Bands stattfinden. Könnte auch was für mich sein.

---> die Weiterfahrt ist schon gesichert. Von hier starten täglich Busse nach Vietnam, Chiang Mai und -Rai, Bangkok  und nach Süden bis  Paxe, den 4000 Inseln und selbst Phnom Penh und Siem Reap  in Kambodscha sind mit dem Sleeper-Bus  in 30h erreichbar.

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Fr. 21.Dez    Ins Hinterland von  Vang  Vieng
Eine Reissuppe, eine neue Packung Hustenlöser und ein MTB  für heute, das ist der Job, der  bis 9:00 erledigt werden muss. Dann geht es nach Osten über den  Fluss.
Dort liegt eine von Kalkstein Bergen umschlossene Ebene mit paar Dörfern  aber auch die "Rennstrecke"  der Buggyfahrer.
Die ersten paar Km haben inzwischen sogar eine Asphaltdecke bekommen.  Beim letzten mal stand noch vor jeder Hütte ein Webstuhl,  heute sind die Häuser aus Stein und die  Kinder auf  ihren Schulweg betteln mich nach Geld an....
Ich fahrer Richtung Felsen, erst durch paar Reisfelder und dann durch eine Buschlandschaft durchzogen von Feldwegen und  den Trampelpfaden der Büffel.
Natürlich ist der  Busch Lieferant von Brennholz. Überall blüht ein Strauch und unmenge Schmetterlinge flattern scheinbar ziellos umher. 

Es gibt viele Schlangen
von 50cm lang, fingerdick und  "du bist aber eine Hübsche"
, bis zu einen Exemplar schwarz, 4m lang und  oberarmdick  dass gerade einen Frosch fixiert hatte. Aufgeschreckt vom Rad verschwindet sie nur 2m vor mir  Unterholz. War mindestens genauso so erschrocken. Warte, ob sie sich den immer noch erstarrten Frosch doch noch holt,. Schlangen haben aber mehr Zeit als ich.
Nach Navi bin ich kurz vor dem Fluss, der auch VV durchquert. Der Boden wird immer morastischer.
Bäche, halb verfallene Kanäle zur Bewässerung der Reisfelder und das Unterholz machen das Weiterkommen immer schwieriger.
Auf dem schmalen Damm, der die Reis-Parzellen umgibt , ist es mit dem Rad auch nicht leicht . 200m vor der Navi-Luftlinie zum Fluss muss ich aufgeben....
Im Busch treffe ich Frauen, die dicke, frische Bambusspitzen für den Kochtopf ernten.
Dann wird er Wald von einer kerzengeraden  Schneise durchschnitten. Chin. Flaggen zeigen die Begrenzung und die Bäume, die hier noch vor kurzem standen , liegen wie Unkrauthaufen am Schneisenrand..
Die ziehen die Eisenbahntrasse wirklich mittend  hier durch. Von der Schneise sehe ich schon das 3km entfernte Zementwerk. Noch fahren aber schwere Laster den Boden weg oder bringen schon Schotter  zur weiteren Befestigung. Im nahen Dorf donnern sie im 5min Takt vorbei und hinterlassen jedesmal eine neue Staubwolke. Kaufe mir ein Bier und da ich ziemlich kaputt bin, bleib ich erstmal vor dem Haus sitzen. Die Frau  raspelt  Papaja. 
Die wird mit einer scharfen Soße angemacht und mit  frischen Weißkohl Blätter aufgerdippt. Spendiere aus dem Dorfladen eine Tüte Schweineschwarten-Chips. So verputzen wir zusammen den Papaja- Salat. ...
Rückweg nach Vang Vieng. Eine Totenprozession kommt mir entgegen. Schließe mich ihnen an. Es geht zu einem Verbrennungsplatz mittend im Wald.
Der Holzhaufen verstärkt mit paar alten Autoreifen ist schon errichtet. Der Totentempel wird vom Wagen auf den Holzhaufen umgebaut.
Eine Gruppe Mönche hällt eine kleine Andacht.
Dann wird der Tempel mit Plastiktütchen voller Benzin bestückt. Das Feuer wird mittels Feuerwerksraketen, die entlang einer Drahtführung auf  den Tempel abgefeuert werden, entzündet.
Weitere Knallkörper und Bengalischen Feuer entzünden sich unter dem Jubel der Anwesenden.
Kurz darauf brennt alles lichterloh bis  ein weißer Ascheregen auf den Platz zurück fällt. Die Frauen laufen zurück ins Dorf, die Männer setzen sich auf eine Plane, holen paar Flaschen Lao--Lao und Spielkarten raus und beginnen die Kip Scheine, die kurz vor der Verbrennung vom Totentempel entfernt worden sind,  an zu verzocken...
Schnipse einen gierig saugenden Blutegel, der sich am Klöchel angedockt hatte weg und verlasse wieder den Wald. Richtung Dorf....
Wenn hier Chinesen auftauchen,  gibt's auch bald die ersten Bananen Plantagen. Wanderarbeiter und paar Laoten dösen zwischen Plastisäcken und Spritzmitteln  vor den Blechunterkünften. Werde nur  ungläubig beststaund als ich ihr Reich betrete...
...eine Stunde später
komme ich wieder auf die Asphaltstraße und rolle
mit paar Stopps zurück  nach VV.
Obwohl es nur eine kleine Runde war, bin ich ziemlich down. Zwei Wochen Erkältung zehren doch an der Substanz.
Eines der Ultralight Flugzeuge hat die Landung auf dem alten Rollfeld vergeigt.
Der Pilot voller blutenden Schürfwunden humpelt zwar um den Rest seines Fluggefährtes,. Dessen Tragflächen sind aber Bruch.

... wollte eigentlich zum Rockkonzert Event. Gegen 8 aber immer noch Musik aus der Konserve.
Auch der Preis, 2Eur für beide Tage kann mich nicht überzeugen. Mein Körper meint, ein Bett ist wichtiger und ausnahmsweise akzeptiere ich es...
Es ist  4:00 Uhr morgens, als ich wieder aufwecke,  die fehlende Dusche nachhole und den Blog  schreibe.
Bin mir nicht sicher ob ich den Heilig Abend hier verbringen werde oder  am 24. doch im Sleeper-Bus  nach Paxe sitze.

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Sa.  22.Dez. 2018
Nach dem ich den gestrigen Blog eingetippt hatte, bin ich glatt noch mal eingeschlafen. Der Schlafsaal hier hat kein Fenstern  (was ich eigentlich nicht schlecht finde, schon wegen der Mücken)  und auch nur so schaft die Klimaanlage  kühle 24Grad.zu halten.  Als ich gegen zehn vor die Tür trete weiß ich, daß das heute auch für mich heiß wird. Gleich noch das Bett für einen weiere Nacht bezahlt und das Busticket nach Paxe gekauft.
Warum ich mit dem Rad die Hauptstraße nach Norden genommen habe, weiß ich eigentlich nicht. All zu weit komme sowieso nicht bei der Hitze.
Paar Dörfer, am Fluss mehrere Startpunkte fürs Tuben (sich mit einem LKW Reifen den Fluss herunter treiben lassen)
oder etwas schneller mit den Kajak stromabwärts paddeln.
Auch laotisches Familien nutzen die Kiesbänke als Bade- und und Picknickplatz.
Mir fehlt die Lust und die Kraft weiter zu radeln. Zurück ins GH. Am Pool schon wieder Party. Mit  den Füßen im Wassr und  einem Bier lässt es sich schon eher aushalten. Ich flüchte  aber wieder in den Schlafsaal und ins Bett.
Nach 2h Schlaf geht es mir etwas besser. Also wieder aufs Rad.
Die  inzwischen 2 Hauptbrücken über den Nam Song sind immer noch maudplichtig.  Neben einer Brücke wird zur Zeit ein neuer Tempel gebaut. Der Rohbau  mit riesigen, weißen übereinander gefächerten Pultdächern ist schon fertig.
Kaufe mir paar übern Feuer gedämpften Süßkartoffeln. Neben den gelben haben sie hier auch eine tief  violette Sorte, die  etwas kräftiger schmeckt.

Eine Runde in die östlichen Berge geht noch.  Ein Hinweisschild zu einer Höhle und der  Weg  dahin führt mich  ein Nachtal durch ein trockenes Flussbett.  Kann mich erinnern, daß  ich den Weg schon mal versucht habe. Da gibt es ein isoliertes  Hmong Dorf oben im Tal, dass nur in der Trockenzeit, also jetzt durch das Fußbett erreichbar  ist. 
Die riesigen abgeschliffen Felsbrocken über die  man klettern muß, sind nichts fürs Rad,  zumal das Tal immer enger und steiler wird.  Ohne die Wassermassen während des  Monsuns hätte der beidseitige Dschungel diesen  Pfad schon längst übernommen.
So schön die Gegend auch ist, in der beginnenden Dunkelheit  ist es wohl besser umzukehren  und wieder das Rad zu suchen....
Weiter unten sitzen 2 Mhong Jungen und spielen so was wie " Schiffe versenken".
Die Schiffe sind ein kleines Blatt und das Meer ein Kieshaufen der mit einem Ast durchfurcht wird. Zwei weitere Jungen kommen dazu. Sie haben  Bananenblüten und irgendwelchen Kräutern gesammelt. Auf den Weg nach unten prüfen die noch paar versteckte Fallen, sind heute aber leer. Dafür kennen sie eine Stelle am Dschungelrand,  an der rot-braune Beeren wachsen. Erinnern mich an Stachelbeeren. Schmecken aber nicht so sauer, mehr erdig. In paar Minuten haben sie paar Hände voll zusammen und auch ich bekomme meinen Teil mit ab.
Ich komme mir vor wie auf einer Expedition... die Jungen sind nur auf Nahrungssuche.
Am Ende des Tales scheint immer noch die Abendsonne. Ein kleines Hmong Dorf ( nur 50m von der Buggy-Rennstrecke)  . Die alten Frauen knacken kleine Muscheln und Schnecken,
die jüngeren spalten  Kleinholz um das Feuer wieder zu beleben.  In den Hütten stapeln sich neben den Schlafplätzen  die noch gut gefüllten Reiseacker der letzten Ernte.
Spiele mit den kleinen "Monster frißt Kinderschuhe" .  Für die größeren habe ich das Rad auf Lenker &  Sattel gestellt. Einer kurbelt wie wild und die anderen bremsen mit Holzstücken  das Rad wieder ab.

Als sie "Vollbremsung mit Knüppel in die  Speichen " spielen, muss auch ich sie bremsen...

Der Vollmond geht auf, so ist es nicht stockdunkel als ich endlich aufbrechen.

Am Fluss dann aber Party Beleuchtung.


Sitze  bei meiner Nudelsuppe mit 2 Amerikanern am Tisch.  Sie sind von meinen heutigen Abenteuern so begeistert, daß sie mir glatt die Suppe spendieren..

PS: hatte gestern vergessen das Navi zurück zu setzen. So sind nun an beiden Tagen 88km  Erlebnistour zusammen gekommen.


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