13.- 15. 1. Semporna

So.  13.1.  Semporna
Um 6 machte ich mich auf den Weg zum Busbahnhof. Die Straße hatte ich auf der Karte gesehen und da mein  Hsiang Hotel an  Meile 1 1/2  lag kann es doch nicht so weit sein. Irgendwie zählen sie hier anders. Frage nach einer halben Stunde strammen Lauf paar Leute. Einer von denen  packt mich kurz entschlossen in sein Auto und liefert mich direkt vor dem Bus ab.
Was für ein Komfort Bus.
Da macht doch Reisen noch mehr Spaß. Die Straße nach Süden ist zwar schmal aber gut ausgebaut. So braucht es mit einer kurzen Pause nur 6 Stunden Fahrzeit.
Kurz hinter Sandakan beginnen auch schon die Plantagen der Ölpalmen.

Optisch machen sie nicht so einen trostlosen Eindruck wie  die Kautschuk Wälder in Laos.  Farne wachsen an den Stämmen nach oben und unter den Palmen wächst Grün, dass in der Nähe von Dörfern von Ziegen oder Kühen abgeweidet wird. Man lässt die Palme ca bis auf 10m Höhe wachsen, dann wird der obere Teil mit den Wedeln abgeschlagen und die Palme geht ein
und eine neue wird gepflanzt. Oder man macht die ganze Plantage mit Bagger und Raupe einfach platt. 
Überall rauchen die Schornsteine der Ölmühlen und  Tankzüge schaffen das Öl aus den Plantagen.
Auf der ganzen Fahrt geht sie Straße fast 95%  an Ölpalmen vorbei. Selbst als es im Süden bergiger wird..., bis zum Horizont nur Ölpalmen. Das war bis vor paar Jahrzehnten noch alles Regenwald.
Borneo ist bis auf den schmalen Küstenstreifen äußerst dünn besiedelt, aber seinen uralten Dschungel hat die Insel in so kurzer Zeit für immer verloren.

Semporna. Mein Homestay liegt in einer neuen Siedlung voller Doppel-Häusern.
Mein zu Hause für die nächsten Tage
Viele der Eigentümer nehmen den Zuverdienst mit dem vermieten gerne mit. Wäre fast ins falsche Haus eingezogen, denn Muttersprache ist  meist Chinesisch.
...und wieder Pfahlbauten bis weit ins Meer.
Richtige Straßen aus Bretterstegen laufen quer über das Meer. Selbst paar km weiter draußen weitere Pfahldörfer.
Vor Semporna liegen gleich paar Inseln, deren Küstenlinie genau so gebaut ist. Ein Wirrwarr von Booten durchkreuzt  das Meer.
Kleine Fähren, viel zu schnelle Wassertaxis. Dazwischen Fischerboote und Taucher, die Muscheln,





Schnecken, Seegurken vom Grund holen. Überall werden Hummer angeliefert.
Zwischenhändler nehmen sie direkt von den Booten in Empfang um die vor den Fischlokalen an den Endkunden zu verkaufen.
Man kommt dann mit seinem Hummer zum Koch und hat ihn paar Minuten später auf dem Teller. Einige wenige Restaurants haben dich auf Kugel-, Feuer- oder Steinfisch spezialisiert. Alle drei sind falsch zubereitet tödlich giftig.
Frauen zerschlagen wohl schon seit Jahren immer neue Massen an Muscheln.
Der Berg an leeren Schalen , auf dem sie sitzen ragt schon Meter aus dem Meer . Muscheln von  20, 30 cm sind schon fast normal. Das Muschelfleisch wird gleich hinter den Frauen mit einer schwarzen Soße verspeist.
Alle möglichen bunte Korallenfische, aber natürlich auch Thun und und und. Angeliefert wird nicht vom Fischkutter sondern von Ein/ Zweimann-Boot... Ich bin begeistert.
Selbst Kinder ziehen an 5m Angelschnur  immer mehr Nachschub an Land...
An den Stegen ein Völkergemisch.


Schmuggelwaren, meist Zigaretten, auch Kartons undefinierbarer Tabletten, Textilien, Plastikspielzeug. Nie hatte sich mir Semporna so vorgestellt.
Die Stadt ist auch der Startpunkt für die wohl weltweit besten Tauch-Hotspots.  Die Inselwelt vor der Stadt bis  hin zu den nahen Philippinen zieht täglich tausende Tauch Begeisterte an.


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14.1.  Palau Bum Bum
Eigentlich fing der Tag ganz gut an. Nach einer Runde über den morgendlichen Fischmarkt  hab ich mir ein Boot gesucht, daß  auf die Nachbarinsel fährt, gesucht. Früh ist das Angebot riesig....






Was für ein Name  "Palau Bum Bum". Ist hier die größte Insel vor vor Borneo und nicht mal 2km entfernt. 25cent (1 Ringit) kostet die Überfahrt.
Auf den 20 Mann Booten wird auch alles andere, was so eine Insel benötigt transportiert.
Am meisten  aber Benzin und Diesel für die Boote. Da von den vielen Anlegern höch zu den Märkten oder in die Stadt nur Holzstege existieren, ist Schubkarrenfahrer ein einträglicher Job. Habe inzwischen heraus bekommen, dass die eigentlichen Ureinwohner, die Bajau  diejenigen sind, die meist in den Pfahldörfer wohnen.
Auf Bum Bum leben fast alle Einwohner so .  Nur die Schule und die Moschee stehen auf festen Boden.

Auf dem Festland gab es sogar eine Turnhalle mit Klimaanlage als Pfahlbau über dem Wasser.
Die Häuser bestehen nur aus einem Raum, gekocht wird vor der Tür,
wo aber die Toiletten sind, ist mir ein Rätsel. Das Hauptproblem ist die Wasserversorgung.  Fast alle sammeln zwar Regenwasser,  aber das reicht nicht. So liegen Wasserschläuche  zur flexiblen Versorgung oder Wasser muss geschleppt werden.
Strom gibt's,  aber vom Festland und auch die Pfahldörfer, die keinerlei Verbindung zu Land haben, haben eine Überlandleitung.
Hier auf der Insel liegt zwar nicht ganz so viel Müll unter den Häusern, aber das kann auch an der Strömung liegen.

In der Insel  liegt eine kleiner Mangrovenwald.
Früher hatte ich gedacht, Mangrovenwälder seien was ganz besonderes. Ist aber meist nur ein völlig versumpfter,schmutziger Steifen zw. Wasser und Land. Hier gibt's nicht mal Einsiedlerkrebse im Schlick. 
Da eine Straße quer über die Insel läuft, will ich mal auf die Seite, an der die offene See beginnt. Habe inzwischen schon fast zwei 1,5l Flaschen Wasser verbraucht. Heute ist es aber auch besonders schwül.  Das Innere der Insel ist kaum landwirtschaftlich genutzt. Paar Gärten, ansonsten Grasland, Busch und Palmen.

Als ich am "Offenen Meer " bin wieder nur Stelzendörfer. Dürfte an die 200m weit drausen auf dem  Meer gewesen  sein, da bricht ein morscher Steg unter mir ein. Obwohl Ebbe steh ich bis zum Nabel im Salzwasser. Kamera, Handy... alles unter Wasser und bis zum eingebrochen Steg noch mal 1m über dem Wasserspiegel.
Da lagen vor 15min noch morsche Balken
An paar Pfosten kann ich hoch klettern. Von der Schulter zum Ellenbogen eine deftige Schürfwunde und am Ellenbogen wächst in den nächsten paar Minuten einer  Beule wie ein Tischtennisball. Der größte Shitt  ist aber mein Objektiv. Da hat sich der Fokusring gelöst, hoffentlich ist da nicht noch mehr kaputt. Die Dorfbewohner spühlen mir die Wunde mit Süßwasser aus. Mehr kann ich jetzt auch nicht zum. Die Kinder tauchen noch mal um noch die Sonnenblende zu retten. Mache mich frustriert auf  Rückweg. Dann fängt es auch noch an zu gießen.
Eigentlich wollte ich morgen mit einem Boot zum Schnorcheln rausfahren, muss mir im GH aber erst mal den Schaden genauer ansehen. ...

Nach fast einer Stunde Friemelei habe ich das Objektiv wieder zusammen, musste aber den manuellen Fokus außer Betrieb setzen. Die Elektronik scheint noch zu funktionieren. Wenn ich noch irgendwo Tesa aufreiben kann, hält der Ring sogar bis zum Urlaubsende.
Mein Galaxy würde zwar noch funktionieren, nur sobald ich das Ladegerät anschließe meldet es "Feuchtigkeit"  und fährt runter.  Der Akku ist aber schon fast leer. Hoffe das ich es unterm Lüfter über Nacht trocken bekomme, aber bei Salzwasser ????
Die Kamera hat's gut überstanden.

Habe inzwischen die Wunde richtig mit Seife ausgewaschen und desinfiziert. Das sollte schnell abheilen. Weiß noch nicht, ob ich morgen Schnorcheln gehe oder doch Abreise. Warte erst mal auf den Homestay  Vater,  ob er überhaupt für morgen noch irgendwo buchen kann.


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15.1.2019 Schiffbrüchiger im Südchinesischen Meer.
Werde mir doch von dem Arm den Urlaub nicht verderben lassen, auch wenn er inzwischen ein einziger riesiger Bluterguss ist. Kurz vor Mitternacht hab ich im Homestay  noch einen Platz auf einem Boot buchen können. Da es seit 2Stunden wieder mal gießt, könnte die Tour höchstes ins Wasser fallen, doch als es hell wird, macht wenigstens der Regen eine Pause. Der Homestay Vater fährt mich noch zum Boot. Sechs Chinesen sind schon da, von der Besatzung spricht aber keiner Chinesisch, nur etwas Englisch.
Wir sind noch keine 100m aus dem Hafen, da hält das Boot das erste mal. Dachte, es will die Bugwelle der anderen Speedboote nicht kreuzen... Gibt nach einer Minute auch wieder Vollgas. Das Spiel wiederholt sich immer und immer wieder. Der erste Spot sollte nach einer halben Stunde erreicht sein. Wir sind aber irgendwo auf dem offenen Meer.

So richtig rücken sie aber nicht mit der Sprache raus. Als dann der Motor auch nicht mehr anspringen will, versuchen sie zu telefonieren. Kein Netz. Der Motor macht's noch mal, wir ändern den Kurs und fahren zu einem Dorf der Seenomaden. Wie ein Schwarm kommen die kleinen Boote ... zum betteln.





Die Fotokulisse ist aber fantastisch, nur das Wetter nicht. Unsere  Crew  wußte wohl dass sie Netz bekommt und telefoniert wie wild. Dann schlagen wir wohl wieder den alten Kurs ein ... nach weiteren Motoraussetzern fällt wohl die Entscheidung. Auf dem Dach des Bootes  scheint das Handy  gerade noch zu funktionieren. Die nächste halbe Stunde treiben wir nur durch Strömung und Wind. Ein Ersatzboot soll kommen, muss uns aber erst mal finden.....
Wir sind gerettet 😂 und das Umsteigen ist das kleinere Abenteuer.


In meiner Tour wollte ich eigentlich auf den Aussichtsberg hochklettern, der auch auf dem Bild im Prolog meines Blogs zu sehen ist.


Durch den heftigen Regen haben  sie aber den 300m hohen Aufstieg gesperrt. So grau, wie  es zur Zeit ist, würde ich auch nicht solch einem schönen Panorama haben.... Und weiter geht's mit highspeed zwischen kleinen Inseln mit Traumbuchten und hohen Felsnadeln. So eine Fahrt mit dem Highspeed-Boot ist, noch dazu auf rauher See alles andere als angenehm. Im Sekundentakt schlagen wir richtig hart auf das Wasser auf. Wenn wir dann noch die Route eines anderen Bootes kreuzen, krallen sich alle an irgendetwas fest, um nicht durch die Luft zu fliegen. Die Schwimmwesten möchte wohl keiner missen.
Die nächste kleine Insel ist wieder unsere.




Paar Hütten von Seenomaden


und eine Militärstation mit geladenen Maschinengewehr.
Das Gebiet wird ab und zu von Piraten ausgeraubt und es gibt auch politisch Zoff mit einer philippinischen Terrorgruppe. Jetzt, da ich morgen Semporna wieder verlassen werde, kann ich's ja sagen. Unseres Auswärtigen Amt hat für die Stadt und die Inselwelt davor eine massive Reisewarnung ausgesprochen und vor kurzem sogar nochmal erneuert.
Ich war auch einer wenigen Europäer, die ich hier gesehen habe. Meine Warnung: besucht das exotische Semporna,  passt aber auf morsche Stege in den Stelzendörfern auf....

Die letzte Insel ist das, was man in Reiseführern schlechthin als Tropenparadies bezeichnen könnte. Am Horizont braut sich aber etwas zusammen. Neben dem weißen Sand, Palmen und türkisfarbenen Wasser tut sich ein schwarzer Himmel auf.
Erste Blitze zucken.  Nach dem Mittagessen drängt unsere Bootsbesatzung.
Sie vertrauten dass das Boot  mit seinem brüllenden Yamaha-Motor mehr Geschwindigkeit erreicht als das Unwetter und sie behalten Recht.
Als Abschluss der Tour eine Schnorchel-lnsel. Das Wetter hat viele Boote hierher ausweichen lassen, zu viele.  Nur wollen die wenigsten der meist chin. Touristen nicht wirklich schnorcheln.  Die es dann doch machen, haben eine Schwimmweste an oder noch schlimmer , hängen in einem Rettungsring  am Seil im Wasser.
Ich schaffe (mit Flossen) die halbe Insel zu umrunden. Bin trotzdem enttäuscht. 90% der Korallen sind tot,  nicht abgestorben sondern durch Dynamitfischerei zerstört. Seeigel haben die Herrschaft übernommen und die paar Fische reißen es auch nicht raus. Die ersten neuen Korallen sind Weichkorallen. Die gibt's im Roten Meer dann doch nicht so häufig.

Auf der Heimfahrt müssen wir aber doch noch durch die Schlechtwetter Front. Der Regen peitscht bei der Geschwindigkeit nur so ins Gesicht. Setze noch mal die Taucherbrille auf um überhaupt die Augen auf zu bekommen. Und trotzdem, es ist so geil ganz vor im Boot in der Gischt  zu sitzen. Die Chinesen klammern sich im Heck an alles, was sie in die Finger bekommen.  Bekomme im Hafen von allen Applaus. Da es immer noch regnet, kann ich gleich so zur Unterkunft laufen. Nasser kann ich sowieso nicht werden...
... War  gleich eine gute Gelegenheit mit dem Salzwasser den Schmutz der letzten Tage aus den Sachen zu waschen.  Trocknen ist hier gar nicht so einfach. Im Dormit liegt ein Föhn. Damit versuche ich der Feuchte im Rucksack heraus zu bekommen.  Muss auch alle malaysischen Geldscheine trocknen. Die Hose und mein Dauer T-shirt ziehe ich nach kurzer Zeit einfach an. Werde noch mal in die Stadt laufen um die Abfahrtszeiten der Busse zu erfragen. Danach sollten die Sachen fast trocken sein.
.. komme aber erst bis in den Garten. Eine chin. Gastfamilie mit ihrem Enkel hat eingekauft und kocht jetzt. Tofu, Fisch, Knoblauch + gehackte Zwiebeln, fritierter Salat. Da nur 2 Gasflammen zur Verfügung stehen, gibt's die nächsten drei Gänge erst danach. 
Werde mit eingeladen. Bei dem Tofu übertreibe ich es etwas mit dem Chili und mir schießt der Schweiß aus allen Poren.

..es gibt früh gleich mehrere Busse, die am Abzweig Richtung Sukau vorbei kommen.  In knapp 4 Stunden wird der Abzweig erreicht, die letzten 30km gibt's aber keinen öffentlichen Busverkehr. Da wird nur improvisieren helfen.
Da die Busse und ihre Fahrer schon alle am Busstand stehen, versuchen  sie daß ich gleich jetzt ein Ticket für ihren Bus kaufe. . Gleich zwei Busgesellschaft haben nagelneue Busse. Die Konkurrenz ist so groß, dass mir sogar 10% discount angeboten werden.

Sukau ist ein Nest am Kinabatangan. Der Fluß ist gleichzeitig  der Weg in den letzten echten Regenwald.
In Sepilok, nahe Sandakan kann man zwar sicher Orang Utans sehen,  die werden aber in einem Sanatorium wieder aufgepäppelt.
Am Kinabatangan leben auch Nasenaffen,Krokodile, Zwergelefanten und das im echten Regenwald.
Die  Bestätigung für die nächsten zwei Übernachtungen liegt schon im Posteingang....


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