29.-31.1.2019 Cameron Highlands

29.1. In die Cameron Highlands

Es ist noch dunkel   als ich das GH aufschließen und zur ersten Fähre laufe.
Will heute bis ins Cameron Hochland kommen, weiß aber nicht richtig wie. Ein GH hab ich noch vor dem Einschlafen gebucht. 2.50Eur pro Nacht inc. Frühstück . Zwar eine etwas eigenartige Bewertungen,hat aber mit 9 von 10 Punkten eigentlich gut abgeschnitten.... Heißt "Backpackers bunker".
Am Busbahnhof von Lumut lass ich mich beraten . Die Nordroute über Ipoh in die Highlands wäre die beste. Außerdem geht in 30min ein Bus bis nach Ipoh. Und wie so oft,
nach 2 Stunden Fahrt waren wir  grad mal 3 Leute  im ganzen Reisebus.
In Ipoh werde ich gleich von mehreren der ca. 20 Busgesellschaften umworben, doch mit ihnen zu fahren. 1.5h später geht's weiter Richtung Berge, aber erstmal an mehreren Marmorsteinbrüchen vorbei. Dann wird's kurviger und immer interessanter.
Wasserfälle und breite Täler. Die 2000er Gipfel hüllen sich in Wolken. Am Straßenrand tauchen immer mehr Farnbäume auf.
Ab 1000m überall Gewächshäuser. Ganze Täler sind mit Sonnen-/ Regenschutz Dächern verhüllt. Hier wächst Malaysias Gemüse und Erdbeeren für halb SO Asien. Der Bus klettert aber weiter und weiter aufs Cameron Hochplateau hinauf. Die letzten 10 km sind " English Hillstation feeling".
...Die Häuser haben aufgemalte Fachwerkbalken
und überall werden Ferienapartments angeboten. In Tanah Rata auf 1500m hält der Bus. Ein 100%iger Ferienort.  Es ist unglaubliche 22 Grad kühl.
Jetzt geht die Suche nach meinem GH los. Eigentlich hätte ich stutzig werden sollen, als die GPS Koordinaten bei der Buchung ins NICHTs  gezeigt hatten. Niemand kennt den Bunker. Nach der Adresse bekomme ich wenigstens eine ungefähre Richtung. Es geht steil auf einer Hauptstraße nach oben. Aber keine  Abzweigung zum Bunker. An einem Haus zeigt mir ein Mann einen zugewachsenen steilen Pfad zurück ins Tal aber durch den Dschungel. Alternativ die Straße zurück. Ich muß verrückt sein und nehme die Dschungel-Abkürzungen und das mit vollem Gepäck.
.. und stoße nach 100m stolpern und rutschen  wirklich auf eine neue Straße, die es auf der Karte gar nicht gibt. In dem Tal aber eine Neubausiedlung. Die Adresse lautet B5-1-11 . B5 ist ein Wohnblock und wo sonst Ladengeschäfte in Erdgeschoss eröffnet werden, versperrt eine Ziegelwand mit einer Gittertür und dickem Vorhängeschloss den Eingang.

Nennt sich jetzt "Cave GH" und es ist wirklich eine Höhle, und sie haben meine Reservierung.
Der eine Raum beinhaltet Reception, Küche und 10 Schlafnischen aber ein sauberes Bad und europäisches Klo. Bekomme den Schlüssel fürs Vorhängeschloss und den Hinweis, dass das Toastbrot und Marmelade fürs  Frühstück  im Kühlschrank liegen. Glaube, sie haben nur auf mich gewartet, denn 5min später bin ich wieder allein der der Höhle. Kann nur sagen, Abenteuerurlaub....
Finde jetzt auch einen offiziellen (dschungelfreien) Weg zurück in die Stadt. Ziehe paar Runden durch die Straßen und der Ort gefällt,  sehr sogar.









Das beste sind aber das Klima und die Farnbäume und die Orchideen und die Riesenkäfer und und und.
Eine Schule , in der Weltoffenheit und Multikulti  ganz groß geschrieben wird,


macht Mut auf die nächste Generation  in Malaysia.
..Finde diesmal meine Höhle auch auf dem direkten Weg wieder. Habe sie wirklich ganz allein, so schließe mich wieder ein. Eine  heiße Dusche und paar Scheiben in den Toaster. Selbst das WiFi  Passwort auf einem Zettel an der Wand stimmt.
Habe meine Backpacker-Wohnhöhle.

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Mi 30.1.2019. Highland Tea

So allein bin ich doch nicht in meiner Höhle. Spät am Abend kam Peter von einer Mopedtour, ist aber heute schon abgereist. Fast völlig unsichtbar schläft noch ein junge Brasilianerin am Ende  der Höhle, sie wohnt schon 2 Wochen hier, gesellt sich aber kaum zu den anderen. Morgens und  abends höre ich nur ganz leise Meditationsmusik. Dann macht sie ihre Yoga-Übungen.

Nach gesundem Frühstück (Haferflocken mit  Milchpulver und heißem Wasser und paar Löffel Instant Kaffee  für den Geschmack  beigemischt) will ich heute die Teefelder von Cameron Highlands sehen.
Wenn man Bilder der Highlands googelt, kommen fast ohne Ausnahme Fotos von den Teefelder zurück. Vom Bus sah ich aber nur die Gewächshäuser. Zwischen  Tanah Rata und Brinchang , dem nächsten Ort gibt einen riesigen best gepflegten Golfplatz.
Ansonsten überall Hotels . Die meisten Bewohner der Highlands wohnen in  Fünf- und Mehrgeschossern.  Um die beiden Orte gibt es auch über 10 hiking trails. Im Flachland ist es zum Wandern einfach zu heiß und wandern im Ölpalmen Wald?????
Als ich vor die Höhle trete, ist es richtig kalt  und ein kräftiger Wind bläst. Da nehme ich doch lieber mein Jacke  mit. (und werde sie auch den ganzen Tag nicht wieder ausziehen) .
Ein Hindu Tempel und ein  chinesischer dürfen auch hier in den Bergen nicht fehlen.
Auf meiner Karte sehe ich dass Trail Nr 10  fast in einer der Teeplantagen enden soll.
Zuvor läuft er über 2000m und danach durch einen Nebelwald oder wie es hier heißt "Mossy Forest". Genau diesen Trail will ich gehen. Ignoriere, dass es wohl der schwerste sein soll und ohne Guide noch dazu kaum zu erkennen. ...
Den Einstieg  finde ich erstmal schon.
Mitten in einem Gewächshaus hab ich den Weg das erste Mal verloren, dafür aber gleich einen Kohlrabi stibitzt. Also zurück. Der Weg geht in das eingezäunten  Gelände des örtlichen Wasserwerkes. Einer der Angestellten zeigt mir die Stelle im Zaun, wo er wieder zurück in den Dschungel geht. ....steil auf glitschigen Pfad  nach oben. 100m weiter ist Trail Nr 10 schon wieder verschwunden. Da hilft auch nicht, dass  Oruxmap den Weg kennt und ich nach GPS  fast drauf stehe...paar Minuten später gebe ich auf. Dabei sind es nur 2km Luftlinie bis zur Ende des Trails....
Dann eben die Hauptstraße. Hat auch den Vorteil, dass ich an mehreren Verkaufsständen der Farmen vorbei komme.
Erdbeeren sind der Renner. Aber von der Süßkartoffel über Maiskolben bis zur Durian gibt's alles.

Und selbst Blumen oder Kakteen wachsen unter Plastikdächern.  Eigentlich ist die ganze Straße ein einziger Markt.
Ein Hinweisschild zum Nebelwald ,  auch wenn die meisten Touristen eher zur Teefabrik wollen.

Ein Urtierchen krabbelt zwischen kleinen Wildorchideen. Endlich  kommen die Teefelder.
Mehrere Täler  in üppigen Grün (
oder wenn stark zurückgeschnitten eher braun). Bis zum Horizont Teesträucher an Teesträucher.

Für mich, neben blühenden Rapsfeldern und den sattgrünen Reisfeldern mit der schönste Anblick. Nach einem km muß ich mich entscheiden. Die Teefabrik oder weiter hoch hinein in die tiefhängenden Wolken und den Nebelwald.
Der Nebelwald siegt,  auch wenn es anstrengender und länger wird. Aber die Teefelder begleiten mich trotzdem noch ein Stück. Immer wieder schwappen Wolkenfetzen über die Berge. Ich laufe zwischen tropfenden Pinien,  Farnbäumen und verwilderten Bananenstauden immer weiter nach oben.
Eine letzte Farm die hauptsächlich Weißkohl anbaut, dann bin ich in den Wolken....
Eine wunderbare Stille um mich herum .    ...hab' mich aber mit der Zeit vertan und die Fotos zeigen nur eine milchige Suppe. Also zurück und doch noch in die Teefabrik. Eine knappe Stunde drauf bin ich im Dorf der Teepflücker.
Sind ausnahmslos Tamilen. Mir fallen die Teefelder auf Sri Lanka ein. Dort war es genau so....
Die Teefabrik war eine Enttäuschung, ansonsten war es wieder ein Tag voller Erlebnisse.
Nehme den Heimweg auf der anderen Seite des Golfplatzes und komme so doch noch zu einem zweiten Trail  der sich an einer kleinen Schlucht entlang schlängelt.
Selbst ein Wasserfall gehört dazu.



Vor meiner "Höhle" liegt ein Spielplatz. Eine Gruppe  Behinderter mit ihnen Betreuern und Nichtbehinderten verbringen hier den Abend.. Ein Spiel: einen Keks auf die Stirn legen und dann durch Kopf wackeln  und Grimassen versuchen den Keks in den Mund zu bekommen.


  Ein riesen Gaudi, als ich mitmache.  Nur gut, daß ich meine eigenen Grimassen nicht gesehen habe....

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Do. 31.1.2019      Und noch mehr Teefelder

Die Sonne scheint. Das ist hier im Bergland nicht unbedingt normal. Nach der 35km Tour von gestern will ich es etwas gemütlicher angehen.  Das zweite große Teeanbaugebiet in den Highlands liegt nur  8km südlich meiner Höhle und einer der Tracks läuft mitten hindurch. Lasse aber erstmal lieber alle vermeintlichen Abkürzungen weg und laufe die Serpentinenstraße entlang. Sie läuft ja genau so  durch den Dschungel....
Das Tee-Areal ist zwar etwas kleiner als das der BOH Company, aber ist fast völlig zusammenhängend. Der Teashop liegt direkt an der Straße und bietet die erste Aussichtsplattform. Da die indischen Eigentümer wissen, das Besucher auch zum Fotografieren hierher kommen, gibt's an der besten Stelle gleich noch einen Aussichtspunkt, auch wenn man als Eintritt  für die Plantage 2  Ringgits (50cent) bezahlen muss.


Hier kommen auch die Internet Fotos der Cameron Highlands her.
Richtig in die Plantage kommt man erst 500m später. Für "30 Minuten Besucher" gibt es einen Rundwanderweg mit Wasserfall und Bänke zum ausruhen.
Aus dem Wald gegenüber stimmen Gibbon ihren Gesang an. Frage paar Einheimischen. Hier gibt's wirklich eine Population Gibbons. Ihr Ouh Ouh Ouh ertönt fast eine halbe Stunde.
Verlasse den Besucher Rundweg. Bei BOH hatten sie teilweise Drahtseilbahnen, um denn Tee aus den Hängen zu bringen Hier gibt es einige Feldwege die aber dann abrupt enden.
Ein Dorf der Tee Pflücker. Die Arbeiter stammen fast alle aus Nepal.
Es ist nicht nur das pflücken - ist ja sowieso eher ein schnipseln mit einer Art Heckenschere, der  Rückschnitt der Bäume beschäftigt bestimmt genau soviel Angestellte.
Es gibt alte Teebäume, deren Stamm 20 cm Durchmesser haben und trotzdem nur 60cm hoch sind. An gut zugängliche Stellen wird anstelle der Klapperschere sogar ein 2 Meter breiter Motor-Mähbalken mit Fangsack  verwendet der von  2 Männern über für Sträucher getragen wird.
Der Weg den ich einschlage, führt mich aber erstmal wieder talwärts und  so komme ich mitten in einem Gemüsefeld raus. Da von den Hängen überall Bäche herunter laufen wird hier unter  fließenden Wasser so was wie Kresse angebaut. Die wird nur abgeschnippelt und wächst einfach immer wieder nach...
Den Hang wieder hoch und in die nächste Sackgasse....

Endlich bin ich auf Trail Nr 6.  Er führt zu einem Dorf am Rand der Plantage.
Hier leben Orang Asli, die eigentlichen Ureinwohner von Malaysia. Ein Schild weist auf ein Projekt hin, dass wohl einige feste Häuser anstelle der Holzhütten finanziert hat, viele leben aber weiterhin in ihren Bretterbuden. Auch vom Äußeren unterscheiden sich die Asli stark von den Menschen sonst im Land.
Dunklere Haut,  viele mit schwarzen Lockenkopf. Erst später fällt mir ein, dass sie mich etwas an australische Aborigines erinnern.  (vielleicht aber auch nicht?). Wie viele Indigene mögen sie nicht, dass man sie fotografiert. Da der Treck direkt durch ihr Dorf führt, kann ich's auch verstehen.
Und es geht zurück in den Dschungel. Zu spät bemerke ich, daß ich den Treck schon verlassen habe und wieder Richtung Hauptstraße laufe.  Mitten im Wald dann noch ein christlicher Friedhof. 
Auf den Grabsteinen meist chinesische Familiennamen aber englische Vornamen. John , Thomas , Adeline....
Auf den letzten Km sind  ziemlich plötzlich meine Kohlenhydrate vom Frühstück aufgebraucht.  Und es geht weiter bergauf. Die Rettung,  einige Frauen verkaufen an vorbeifahrende frisches Obst und Gemüse.
Das halbe Kilo nur fingerlangen Bananen reicht mir nicht und ich kaufe noch eine Tüte mit einer eigentlich unansehnlichen braunen Frucht, die aber im inneren saftige weißes Fruchtfleisch um die Kerne hat. Schmecken wie Litschi, sind aber viel saftiger.
Bin gegen Vier an der Höhle. Lasse es aber für heute genug sein. Eigentlich wollte ich morgen früh  Richtung Penang fahren, aber ich lese gerade, daß es hier irgendwo noch paar weitere Dörfer der Asli geben soll. Wenn ich raus bekomme wo und es morgen früh nicht regnet werde ich wohl nochmal verlängern müssen.


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Kommentare

  1. Servus Gerold, wieder mal ein Gruß aus der Heimat. Jetzt hast Du uns so viel von Deiner "Höhle" erzählt, aber lass uns doch mal auch ein Foto davon sehen :-) Viele Grüße - Peter

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