Das Flüchtlingscamp Mae La

24.11.2018    Mae La
Das Dorf Mae La gibt es eigentlich gar nicht.  Es existiert kein Ortsschild und auf dem meisten Karten taucht es auch nicht auf. Selbst Google Navigator hüllt sich - jedenfalls hier in Thailand - in Schweigen und gibt nur einen Checkpoint 60km von Mae Sot  an. Trotzdem leben 100.000 Menschen in Mea La.
Und es ist nicht das einzigste der Flüchtlingscamp, dass der  Bürgerkrieg im Nachbarland entstehen lassen hat.
All das war auch der Grund, warum das nahe Mea Sot dieses Jahr mit auf meiner Route stand.

Kurz nach 8:00 sitze ich schon auf  einem Motorroller. 5 Eur/Tag . Da ich gestern schon den ganzen Tag  mit dem Rad  Linksverkehr "trainiert" habe, rausche ich auch nur am Anfang  einmal verkehrt in den Kreisverkehr😨.
Dann geht's die 105 nach Norden. Die erste Hälfte der Stecke 4 spurig, dann kommen Karstgebirge und der Nationalpark von vorgestern mit seinem Dschungel.

An einem kleinen Tempel halte ich an. Ein Kraut mit Riesenblätter von fast einem halben qm
wächst neben Lianen und Wügefeigen ummantelten Bäumen.  Auf der anderen Straßenseite verschwindet eine Schotterpiste in einer Fluss-Furt.
Da ich gut in der Zeit liege, versuche ich den verwegenen Gedanken von gestern Abend. Wenn man von der Straßenseite nicht in das Camp kommt, dann gibt's vielleicht eine "Hintereingang" . Den nächsten fahrbaren Pfad  runter von der Straße. Noch kennt Oruxmap die Piste. Paar Hütten, Mais Felder und eine kleine Kaffee Plantage.
Die erste Furt kann ich noch passieren. Dann lasse ich den Roller stehen und wate durch  den nächsten Fluss.. danach hört die Welt auf. Also einen anderen Weg. Sieht anfangs auch  ganz gut aus. Nach Navi könnte das schon fast Myanmar sein, aber wer weiß das schon genau. Dann im Nirgendwo an die 50 Kinder, die einen Regierungsbeamten im SUV im Spalier verabschieden.
Mehrere Steinhäuser, kann aber keine Schule ausmachen. Da keiner Englisch spricht und Google translator  im Funkloch liegt, bleibt es ein Rätsel, was sich hier versteckt....
Die Piste wird immer schlechter und da die Regenzeit bis 30 cm tiefe Gräben in den Boden errodiert hat, hat der Roller längst seine Möglichkeiten beim durchkommen  überschritten. Schiebend  und wegen den kleinen Rädern immer wieder aufsitzend, kämpfe ich mich weiter. Nur nicht stürzen....war wohl nicht die beste Idee. Zwei mal muss ich zurück. Trotzdem gibt es auch hier brandgerodete Felder auf denen Maniok (?) angebaut wird.

Sehe Bauern, die aus der Pflanzenstängeln neue Stecklinge schneiden.
Bin ich froh, als ich in der Ferne ein Dorf ausmachen kann. Dort gibt eine Münz-Tankstelle
und endlich Nachschub für meinen längst aufgebrauchten Trinkwasser Vorrat. Es ist schon Mittag, brüllend heiß und mir schmerzen die Handgelänke. Die Piste wird wieder fahrbar. Und nach 2 Checkpoints der Border-control komme ich zurück auf die 105.
10km weiter und immer noch kein Mea La. Bin glatt über das Ziel hinaus geschossen. Also kehrt.
Am km-Stein 60 geht es los. Das Schild "temporary shelter"  ist nach 40Jahren ein politischer Hohn...
Über 4km ein verwahrlosten Stacheldrahtzaun aber aller 200m ein Tor mit ein Militärposten. Das Camp ist vielleicht 800m breit (bis das Karstgebirge ein weiter bauen verhindert hat). Hütten über Hütten,



jede  gekennzeichnet mit einer Sektor und einer Code Nummer.
Auf der anderen Straßenseite  Dschungel . Am Anfang und  Ende des Straßenabschnittes  mit Maschinenpistolen  bewaffnete  Soldaten an Straßensperren.
Ich ziehe alle Register um ins Camp zu kommen.  Bei einen jungen Soldaten habe ich Hoffnung, investiere fast eine halbe Stunde. Da ich wieder Handy Netz habe, funktioniert sogar Googles Thai Übersetzer wieder. Hole sogar meine Fotos aus dem Rucksack. Vergebens. Ist aber kein Problem von draußen zu fotografieren . Paar Tore weiter lädt ein LKW Reis Säcke am "Warehouse No 4"   der USA ab.
Auch wenn der Zaun ein durchkriechen hergeben würde, die Flüchtlinge akzeptieren ihre Grenze,  selbst die Kinder bleiben hinter dem Stacheldraht stehen.



Ich bin total betroffen und kann doch nichts tun.  Nach dem letzten Militär Posten gebe ich Vollgas.
Als ich den Roller abgebe sind es 175km geworden und habe grad mal 4.1l Benzin verbraucht.

Im GH muss ich umziehen, da mein Zimmer eine Vorreservierung hatte
(das gleiche passiert morgen früh noch mal).
Hab den ganzen Tag noch nichts gegessen. Höre in der Stadt Musik und komme zu einer Feier. Eine Tochter wird erwachsen - was auch immer das bedeuted . (Erste Menstruation ?) Paar Minuten später sitze ich bei einem jungen Mann am Tisch  und genieße das Thai Essen. 
Mir wird ein Glas Hong-Thong, der lokalen Whiskey eingeschenkt und ich akzeptiere. Der Kerl ist wirklich lustig aber Stock schwul.


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