5. Dez. Laos- erster Stopp, 3 Tage Vieng Phoukha

Do. 5.Dez. Vieng Phoukha
Was mich gestern Nachmittag zurück ins Guesthouse getrieben hat war nicht
die Hitze, sondern schlimme Vorboten einer Erkältung. Wie üblich war ich 5:30 der erste am Bus. Zum Schluss waren die Hälfte der Fahrgäste Backpacker, aber fast alle nehmen in Laos gleich das Slowboat nach Lung Paprang, der alten Königsstadt. Nach Norden gibt's keinen regulären Schiffsverkehr, nur 50 km nördlich  von hier legen manchmal  chin. Lastkähne an, die einen ( für ca 40Eur- so die Info) bis kurz vor China mit fahren lassen- wenn es die Border-control nicht mit bekommt.
So stehe ich nach den Visa Formalitäten und 2 Millionen Kip reicher am Busbahnhof.
Ein Sleeper-Bus, der nach Boten (China) fährt hat noch paar Liegen frei. Muss nur auf dem Navi aufpassen, den Bus vorher zu stoppen
So relaxe ich die nächsten 4h .


Vieng Phoukha: Das erste GH will mit mir nicht über den Preis verhandeln. Und Tschüss. Jetzt habe ich eine Bambushütte
mit Hängematte, Blick auf den Fluss
und Hockklo. Bananen gibt's gratis, aber Vorsicht, sind die nur 5cm langen  Wildbananen mit den großen, harten Samen drin. Also vorsichtig reinbeißen.
Die Hälfte der Häuser hier sind Bambushütten.


Würden sich nicht die chin. Trucks durch den Ort quälen, würde wohl niemand das Dorf kennen.  Am Dorfende geht auch schon der Nationalpark los in denen viele Gibbons leben sollen. Höre  aus dem NP aber nur die Macheten der Frauen, die ihre tägliche Brennholz Vorrat einschlagen.
An einem Straßenstand bekomme ich für 10000 Kip (1Eur) eine SIM-Karte. Darauf den passenden Tarif aufzuladen ist schon etwas schwieriger. Muss mir eine laotisches Rubbellos-Nummer kaufen und dann paar Zahlenkombination am Handy. Kann die SMS in laotische zwar nicht lesen, bin aber wieder online 😁

Mache nur eine kleine Runde. Sabadee, Sabadee, und Hände schütteln. Hobbit-Pfeife rauchende Frauen

und die Alten kauen alle Betel-Nuss.. Die Männer trinken Lao--Lao pur oder mit eingelegtem karamelisiertem Zuckerrohr.
Helfe paar Mädchen bei ihren Englisch Hausaufgaben und probiere getrocknete Algenblätter. Schmecken nur  salzig und sind ziemlich faserig. Den Saft heraus kauen und dann  die Masse runter schlucken.
Habe mir danach ein BeerLao verdient. Beobachte dazu von meiner Terrasse das abendlichen einseifen und baden unten im Fluss.

19:00 schalten im Dorf für 30min die Propaganda-Lautsprecher an. Bin halt in einem Land unter "Hammer und Sichel".
Es wird richtig kalt, (das Dorf liegt auf fast 900m) also in die Bettdecken einmummeln. Die letzten Trucks für heute sind wohl durch, dafür schreit ein Nachtvogel ohne Unterlass.
Übrigens  hier  steht steht mein GH, falls mich Peter (be)suchen will.
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Fr. 7.Dez.   Durch den Dschungel zu den Akhas.

Punkt 6:30 schaltet sich die Morgen-propaganda ein.
Schlimm, schlimm wie mich die Erkältung erwischt hat. Meine Bronchien sind ein einziger Schleimbatzen und von der  Stimme ist nur noch ein krähen übrig. Suche den Morgenmarkt, den scheint es aber nicht mehr zu geben,. Dafür hat man im Nachbardorf einen Großmarkt eröffnet. Das Angebot....China lässt grüßen. Trotzdem finde ich auch leckere frittierte Bananen mit Füllung. Die Frauen der Bergvölker sitzen draußen und verkaufen sowas wie Spinat, Kräuter und auch gebratene Ratten sind im Angebot.....
So richtig interessant ist der Markt nicht und das nächste Dorf ist nur 3km weg. Auf den Weg dahin wird ein großes Fest vorbereitet. Lautsprecherboxen werden installiert und die Frauen haben alle Hände voll mit dem Essen zu tun....
Vielleicht nochmal auf dem Heimweg 'rein schauen.
Das Dorf ist einiges ärmer als  Phoukha, aber auch einiges interessanter. Bald kommt die Gruppe Akha Frauen
mit ihren vollen Stiegen vom Markt. Was das Volk überhaupt nicht will ist, sich fotografieren zu lassen. Das hier ist aber kein Akhadorf. So schließe ich mich ihnen Treck an.
Den Abstand nah genug, dass ich sie nicht verliere aber doch in Respekt Entfernung. Bald verlassen sie den letzten Weg, den mein Navi noch kennt und es geht einen Trampelpfad höher und höher in den Dschungel.
Muss näher aufschließen, sonst sind sie weg...Das Tempo, daß sie vorlegen ist bei meiner Erkältung mörderisch. Sie scheinen akzeptiert zu haben, dass ich ihnen unerlaubt Folge. Eine Stunde geht es so weiter quer durch den Bergdschungel

Mir wird etwas bange, ob ich allein hier wieder heraus  finde. Die alte Frau vor  mir hat wegen der Anstrengung ihr Hemd total aufgeknöpft und ihre leeren Brüste schwingen in Takt ihrer Schritte.
An einer Lichtung voller Bambus beginnen sie die jungen, essbaren Triebe heraus zu ziehen. Der zarte Teil steckt paar cm tief in der Erde.  Vielleicht kann ich ihnen helfen.
Es klappt nicht, keine Ahnung wie sie das machen ohne daß der Bambus bricht.
Und wieder verschwinden wir für die nächste halbe Stunde im Dschungel. 
Durchqueren wahrscheinlich die Geister-Sperre eines anderen Aka Dorfes
um gegen Eins den Trampelpfad gegen einen Schotterweg einzutauschen. Sie machen an einer Laubhütte
wohl Halbzeit, denn weit und breit kein Dorf zu sehen. Bemühe mich wirklich, aber sie bleiben auf Distanz zu mir.
Wann mögen die Frauen heute morgen aufgebrochen sein ? Ein junger Mann vom Volk der H..(hab' den Namen vergessen)  stoppt,  Als er wieder losfahren will nutze ich meine Chance und er nimmt mich auf dem Moped halsbrecherisch wieder mit hinunter ins Tal.
...meine Wasserflasche ist schon längst leer. Und unten im Dorf gibt's kein Flaschenwasser. Da  Beer-Lao nur doppelt so teuer ist wie ein grosses Wasser, erlaube ich mir ein Nachmittags Bier.Der Durst ist weg, dafür ich bin noch platter....

Die Feier von heute morgen ist in vollem Gange. Es wird getrunken, getanzt und wieder getrunken.
Für die Gäste ist es nicht erklärlich, dass ich noch mit meiner ersten Bierflasche zu kämpfen habe und dankend ablehnen muss. Kann (wegen meiner Stimme) sowieso kaum mit ihnen reden...

Im GH endlich Klamotten waschen und Schöpfkellen Dusche. Die Stimme ist ganz weg und der Kopf fühlt sich auch nach der Dusche noch viel zu warm an...
Ab ins Bett. Vielleicht hilft eine  Schwitzkur... Dumm, mir geht's jetzt auch noch  mein "Tempo" Ersatz, das Klopapier aus, und Klopapier ist für Mitteleuropäer genau so lebenswichtig...
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Sa.  8.Dez.  zwischen Neokolonialismus und Opiumrausch.
Liege schon eine  Stunde wach im Bett, da mich die Halsschmerzen kaum schlafen ließen...  Habe die Tür geöffnet um wenigstens noch das Ende der  Morgendämmerung abzuwarten. Als auch langsam das Dorf erwacht, beginne ich meine Tour. Es ist in Laos kein Problem früh um sieben schon eine heiße Nudelsuppe zu bekommen. Oh, tut die gut.  Dann geht's in den Morgendunst nach Norden; den Weg Richtung Long. Habe mir vorgenommen, wenigstens die ersten drei, vier Dörfer mit unterschiedlichen Völkern zu erwandern.
China, mit seinem Hunger nach Agrarland hat hier mit seiner  eigenen Art angefangen, Land urbar zu machen.  Man macht das nicht mehr mit Brandrodung. Mit schweren Raupenschleppern  frißt sich der chin. Drache in den Dschungel. Und was übrig bleibt ist sein Ackerland.
Die Hänge rechts und links des Tales werden auch gleich mit vom Dschungel befreit um Kautschuk Plantagen anzupflanzen. Die ersten paar Jahre dürfen die Laoten noch das Unkraut im Jungwald  jäten, dann halten die kaum verrottbaren Blätter der Kautschukbäume sich jegliche Pflanzen Konkurrenten selbst vom Hals.
Nur an einigen Felsformationen, wo die Killertechnik nicht hin kommt,
zeigen einige wenige Urwaldriesen was vor 5 Jahren hier mal stand. Gleich hinter Phoukha sind die Wunden noch am neusten und die erste Düngerschicht sollen Boden des schnelle wachsen beibringen.
Am Weg haben sich die Chinesen große Steinhäuser gebaut und dicke SUV's stehen vor den roten Papierlaternen. Was ist hier seit meinem  letzten Besuch passiert?
(Später erfahre ich, dass China eine Pacht von 50.000 Kip/ha und Jahr zahlt. Das sind 50 Eur )

 Nach paar km gehen Bananen-Plantagen los. Da paar Laoten mit ihren Mopeds in eine Schneise zwischen den Stauden einbiegen, nehme auch ich den Weg. Hier wird im Akkord Bananen Ernte betrieben. Immer zwei Mann  schleppen rennend!!! mit 2 Bananenstauden  zur Abgabestelle. Versuche später auch mal so eine Ladung zu Schultern. Dürften 75kg/Person sein.
An der Annahmestelle verteilt eine Chinesin je Stange eine Spielkarte. Damit werden die Tagelöhner an Abend abgerechnet...

Es dauert keine 5 min, bis die Bananen portioniert, gewaschen  und in auf Vakuum gezogenen Plastiktüten in Kartons "Made in China"  verschwinden.
Die Fahrerin des  30-Tonner Trucks  ist heute Abend dann schon wieder zu Hause.
Die Laoten hausen direkt neben den Bananenstauden...

Am Anfang der Ernte-Kette verschwinden im Minutentakt die abgeernteten Stauden
und 100m weiter leben die, die  für die jungen nachwachsenden  Tochterpflanzen verantwortlich sind. Jetzt in der Trockenzeit muss natürlich reichlich bewässert werden und Pestizide dürfen auch nicht fehlen....

Eine Frau des Volkes der Lanten (nennt sich so, da sie das Volk sind, das am Wasser lebt)
mit ihren typischen handgewebten  Indigo-blauen Kleidern und weißen Wadenwickeln sitzt vor der Hütte ihrer arbeitenden Familie und spinnt sich derweilen  einen Faden für ein neues Kleid....

Wieder auf dem Schotterweg nimmt mich ein Mopedfahrer mit ins nächste Dorf. Hier leben Lanten schon sein Generationen. 








Ihre so typischen Kleider sind aber fast ganz verschwunden. Der nach vorn gebundenen Haardutt  oft mit einem Kamm als Schmuck ist aber weiterhin ihr Erkennungszeichen. Dafür sehe ich die Hobbit-Pfeifen Raucherinnen wieder. 

Was die Männer in einer Hütte am Dorfrand rauchen ist aber der Stoff der Träume. Benebelt kleben sie  in einer kleinen Flamme  Schicht um Schicht Rohopium auf einen Holzspan,
der dann für den nächsten Kick in die Pfeife wandert.
Das rohe Opium ist eine schwarze klebrige Masse und schmeckt furchtbar bitter.
Den Geruch des Rauches kann ich nicht beschreiben, ist aber so prägnant,  dass ich ihn auf dem Heimweg aus einer Hütte in meinem Dorf sofort wieder erkenne....
Die Opium Runde reicht mir auch die Pfeife, sind aber schon so lethargich, dass sie mein Ablehnen gar nicht richtig mitgekommen. Einer findet aber den Blitz der Kamera irgendwie interessant. Die drei sind bald schon völlig bei Morpheus angekommen.....

Im  nächsten Dorf  siedeln die Akha. Direkt am Dorfrand hat der nördlichen große Bruder eine Stadt aus Gewächshäusern gebaut.
Hier werden die Hybrid Setzlinge für Wassermelonen gepfropft un angezogen. Das ist aber der Job von chin. Wanderarbeiter.  Die winzigen Triebe, die irgendwann mal  riesen großen Melone werden sollen, werden zwischen den 2 Keimblättern eines (Gurken?- ) Plänzchens eingepfropft. 
Danach wachsen sie unter Folie weiter bis sie, bewässert mit dem Wasser des Baches der das Tal durchzieht, auf die umliegenden Felder verpflanzt werden. Die Dieselpumpen und Plastikschläuche liegen schon bereit.
Die Akas machen derweilen ein 20x20m  großes Feld im Dorf urbar, indem die per Hand einen Holzpflug über die Schollen ziehen. Das halbe Dorf hilft mit dabei den Pflug durch das Erdreich zu zerren....
Die kleinen schwarzen Hängebauch-Schweine nutzen den lockeren Boden um gleich nach versteckten Engerlingen und Würmern zu suchen.

Paar Km weiter wohnen die Mong.  Ihre Hütten sind wesentlich stabiler,  meist sogar aus Brettern gezimmert. Nur heute wird nicht gearbeitet. Es ist das Neujahrsfest der Mong und so wird überall  gefeiert und noch mehr getrunken. Nur die ganz jungen üben sich bei der Musik an Tanzschritten. Ich liebe ihre Musik, die doch so fremd für unsere Ohren ist.
Einige der Mädchen tragen heute sogar den  franzenbehangenen  Kopfschmuck der Mong...

Es ist halb vier geworden, eigentlich viel zu spät für die 20km Rückweg.  Südlich des Akha-Dorfes  fährt ein Kleintransporter in meine Richtung. So sitze ich wenigstens den halben Rückweg auf der Ladefläche.
Für mich aber wie "Erste Klasse".

Morgen früh  zwischen  8 und 10 soll 2km von hier ein Bus nach Luang Namtha vorbei kommen.. Das wird schon klappen....


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Kommentare

  1. Danke Gerold, das sind doch präzise Angaben für evtl. notwendige Nachforschungen :-) Machs gut weiterhin!!!

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