29. - 31. Dez. Banlung in Kambodscha

29. Dez.         Nach Banlung
(...die Provinz Ratanakiri mit dem Hauptort Banlung , sowie die südlich von hier liegende Provinz Mondulkiri ist das letzte Gebiet in Kambodscha wo noch wilde Elefanten leben und auch wilde Zwergbüffel soll es geben (und natürlich Wasserfälle). Mich hat es aber hierher verschlagen, da 80% der Bewohner verschiedenen Minoritäten angehören sollen. Außerdem soll es in der Trockenzeit nun auch eine straßenähnliche Verbindung in die südliche Nachbarprovinz ins Städtchen  Senmonorom geben, was ich prüfen will..)


War heute früh der einzige, der Don Khong Abschied sagte. So war auf dem Boot auch genügend Platz für mehrere Kästen Beer-Lao Leergut.  Bier und Wasser dürfte das am meisten transportierte Nahrungsmittel  zu den Inseln sein.
Auf der Nordinsel füllte sich dann das Boot doch noch.
Auf dem Festland ein Verkaufsstand neben den anderen. Von frischem Fisch,
über Särge bis zur neuen Schiffsschraube , Kübel übelriechende Holzimprägnierung, die wohl aus Altöl und irgendwelchen Verdickern hergestellt wird und säckeweise Holzkohle.  Zwar gibt es auch auf der Inseln ein paar aus  Lehm und Reisstroh  gebaute Rundöfen, die der Bambusverkohlung dienen, das deckt aber nicht annähernd den Bedarf. Ich kann mich nicht erinnern, irgendwo in Laos' Dörfer eine Küche gesehen zu haben, die nicht auf offenen Feuer kochte..   Die Ladenstraße hinter dem Mekonghafen  jedenfalls ein  Paradies für alle Baumarkt Fans.
Ich kann sogar meine restlichen Kip zurück in US-Dollar tauschen.

Der erste Bus fährt nur 20min bis zur Grenze.. Leute in Zivil sammeln die Pässe und 40$  fürs Visa ein. Grenze und Zivilisten?  Ich behalte meinen Pass und Dollar und nur paar Schritte weiter ist auch die richtige Stelle zum ausstempeln des Laos Visa. 200m Niemandsland und nach dem 3. Schalter und 2 Formularen hab ich mein kambodschanischen Einreisevisa.
War natürlich etwas laut zu den "Supportern für Visaangelegenheiten". Jetzt fragen mich die anderen Backpacker was ich bezahlt habe. Mich hat 's nur 32$ gekostet. .. Mann Leute, der Trick mit den selbsternannten Supporten steht doch  in jedem Reiseblog....

Ein kleiner Van bringt uns bis Strung Treng und mein Ticket wird auch vom nächsten Busfahrer anerkannt und so geht es nach 10min gleich die nächsten 150km weiter.
Seit ich in Kambodscha bin, sehe ich nur Rauch und brennende Felder und Wälder. Wenn die großen Bäume die kurze Feuerbrunst auch überleben, junge Bäume und all das Kleingetier schafft das kaum....
Dunkle Regenwolken ziehen auf. Vielleicht können sie heute Nacht die Dummheit stoppen.

Banlung liegt nur 300m höher als der Mekong,  der Blick geht aber noch weiter in die Berge.
Am Busstand spricht mich ein Mann an. Ein GH-schlepper ? Ja und Nein. Ein hat ein eigenes  GH, etwas außerhalb (1km).  Das "Nature Eco Lodge" . Dorm- Bett für 3$ , Zimmer ab 5$ . Bin  wohl genau wie im letzten Bus der einzige  Gast der den weiten Weg nach BanLung gefunden hat. So lass meinen Rucksack im Dormit fallen...

Kaum sitze ich am Tisch der Betreiberfamilie des GH,  der erste kräftige Regenschauer. Seine Frau macht mir was zum Essen... Der nächste Regenguss.  Damit ist auch die Luft wieder sauber...
Obwohl schon dunkel laufe ich noch eine Runde, da von ganz in der Nähe laute Musik ertönt. Was gefeiert wird bekomme ich nicht raus. Man trägt aber feine Garderobe und die Kessel sind voller Fleisch...

Will aber in mein Bett. In der Straße zurück sitzen gut ausgeleuchtet überall junge Frauen. Muss ich morgen den Hausherren mal fragen, ab sie eventuell auf Kunden warten. Hoffentlich trappe ich damit nicht ins Fettnäpfchen. Werde schon eine vorsichtige Formulierung finden...

...der Hausherr hat mir erzählt, dass Soja hier gerade der große Renner sei. Alle nur brauchbares Flächen werden nieder gebrannt um dort  Soja für Vietnam und China anzubauen. Scheiß, ist das gleiche Spiel wie in Laos.

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So.  30.Dez    Bei den  Tumpoun

Am  Morgen ist noch alles  Wolken verhangen und auch nicht richtig warm, also besser das Regencape mit in den Rucksack.
Der Stadtsee  hat nicht richtig was zu bieten. Dann kommt eine viel zu große Magistrale, an dem sich jedes Unterministerium seinen Verwaltungspalast gebaut hat.  An deren Ende aber der Markt, ein richtiger großer Markt. Da  gibt es immer was zu sehen, auch wenn der gestrige Regen den Boden in ein Schlammfeld verwandelt hat....Draußen gibt's alles, was irgendwo in Gärten und Feldern wächst. Putzige kleine Pelztiere, wohl Verwante der Grimmlings, sind fein säuberlich auf Bambusstäben aufgespannt.
Ob sie auf den Tisch kommen oder wegen ihres Fells in die Falle laufen mußte bekomme ich nicht heraus.
Drinnen  sind die Fleischstände,  die Fischfrauen entschuppen und filetieren kiloschwere Exemplare  wohl aus dem  nahen Tonle San oder  sie entdarmen kleinste Fischlein und Shrimps.  Und eimerweise Honig in seiner Naturform.
Suppenküchen verköstigen an langen Bänken die Marktbesucher. Wäge dass hygienische Risiko ab und  lass mir eine Schüssel mit Nudeln und anderen (unbekannten) Sachen kochen.
Mann, schmeckt das gut. Wäre in jedem Restaurant ein Renner....

Banlung hat nur eine Stunde Fußmarsch entfernt seine Hauptattraktion. Einen Kratersee, 500m im Durchmesser, von Dschungel umgeben
und nur vom Grundwasser gespeist. Soll  immer noch 40m tief sein. In dem Dschungel hat das Volk der Tumpoun auch seine Begräbnisfelder. Als Animisten leben ihre Toten als Geister weiter.
So sind ihre Totenhäuser mit allen versehen, was der Geist in seinem neuen Leben so braucht. Neben Zigaretten ( natürlich auch das notwendige Feuerzeug) ,  Hochprozentigen oder einer Dose  Ankor-Bier, frische Batterien und sein wichtig  Handwerkszeug....selbst der geliebte Fernseher hat den Weg ins neue Haus gefunden.

Ein Totenhaus ist noch ganz neu, der Mörtel, der den überflüssigen Körper festhält ist noch feucht. Andere Häuser werden langsam vom Dschungel überwuchert.
Aber auch in diesen liegen noch frische Reisklümpchen.
Ein riesiger Baum von großen Steinen umgeben scheint eine besondere rituelle Bedeutung zu haben.....

Am See dann Picknick Stimmung. Da die wenigsten Kambodschaner schwimmen können, gibt's Schwimmwesten zum auszuleihen,
oder man verbringt denn Sonntag mit der Familie  in den kleinen offenen Holzhütten, die das Ufer säumen. Das Wasser ist so klar und dazu noch warm. Ein Kopfsprung und der ganze Staub des heutigen Tages ist weg. Ein Pärchen aus Franken hat solange ein Auge auf meinen Rucksack. Wäre  am liebsten bis hinüber ans andere Ufer geschwommen....
Die Runde um den See machen wir Bayern dann aber zu Fuß.
....
Das Dorf der Tumpoun  liegt neben der Hauptstraße und hat kaum was mit einem Khmer-Dorf zu tun. Ihre Häuser sind das Großformat der Geisterhäuser. Überall laufen Schweine und Hunde (die mich nicht mögen)  herum.

Alkohol spielt eine verdammt große Rolle im Dorf.
Entweder die leichte Variante als Reisbier, das in einem Tontopf immer weiter gährt.
Wird mit einem Trinkhalm geschlürft und kommt kein Bier mehr raus, wird einfach Wasser nachgefüllt. In der Wärme ist nach ein, zwei Tagen der nächste Krug fertig. (Wird aber solange mit einer Folie bedeckt, nicht dass Reisessig ohne Prozente draus wird.)  Den Schluck, denn ich durch den Strohhalm nach oben befördere ist aber nicht unbedingt etwas, was ich täglich trinken möchte. (Übrigens, Nachschub-Krüge werden wirklich überall am Straßenrand verkauft.)

Die  harte Variante des Alkohol hinterlässt schon deutlichere Spuren bei den Tumpouns. In der Hütte, in der ich anfangs sitze, gibt's nach einer Viertelstunde einen richtigen Streit.

Als ich mich sofort zurückziehe, hören die  Saufkumpanen zwar sofort auf. Es gehört sich auch bei Tumpoun nicht, den Gast zu verärgern. Trotzdem suche ich mir paar andere Häuser für meine weiteren Kurzbesuche aus.  So  erlebe ich, wie aus einem
 Bambusrohr einer Destille Tropfen für Tropfen des  Alkohol laufen. Die  5, 6 Flaschen auf dem Tisch sind bestimmt die heutige Tagesausbeute. Ein junges Mädchen  kann etwas Englisch und übersetzt so  den Smaltalk mit der Familie.


Streife fast 2h durchs Dorf




und die anliegenden Gärten....


In Banlung steht ein fahrerloser Bus mit den Aufdruck  "Mondulkiri <-> Ratanakiri" . Das ist mein Bus nach SenMonorom.  Er soll von dieser Stelle täglich um 8:00 abfahren. Die Stelle bekommt glatt einen GPS- Marker   auf dem Handy..
Das ist natürlich nicht der Bus, trotzdem in Kambodscha ein straßentaugliches Gefährt (wenn's bald  wieder repariet ist)

Will morgen mit 'nem Motorrad ein ganzes Stück nach Norden. Vielleicht finde ich noch mehr Dörfer der Indigenen Völker ..

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31.Dez.   Bergvölker

Kurz nach 7 wurde mein Bike angeliefert. Noch schnell den Kaffe ausgetrunken und den Tank für 2$ aufgefüllt. Hatte mir schon die ungefähre Route für heute angeschaut. Die ersten 10km waren sogar noch Asphalt auf der Straße.  In Norden von Kambodscha wird die Straße überall zum trocknen vom Maniok verwendet. 
Deren Vermehrung ist denkbar einfach. Nachdem die Knolle ausgegraben ist wird ein Teil des oberirdische Stengel einfach wieder in die Erde gesteckt. Die Straße ist aber auch gefährliche Piste für Schlangen

und riesige Grashüpfer.

Das erste Dorf.  Es hat nur eine Straßeneinfahrt besteht aber bestimmt aus 100 großen Stelzenhäusern.
Bevor ich das Dorf betrete hält mich eine Frau an. Sie zerkautf ein Blatt und drückt mir den Brei auf Stirn und Hals. Jetzt bin ich mir sicher, dass ich bei einem der Bergvölkern angekommen bin.
Auf dem Zentralen Dorfplatz ein großes  Versammlungshaus. Eine alte Autofelge dient als Trommel und ruft gerade das ganze  Dorf zusammen.  Die Frauen sitzen auf der einen,  die Männer auf der der anderen Seite.
Die Versammlung hat noch nicht angefangen, so  husche ich einmal längs durch das Haus. Sowas muss man als Foto festhalten. Nur die Kinder
und viele Alten ( und paar Schwänzer) sind noch im Dorf. Ein gerade geschlachteten Schwein wird in seine Einzelteile zerrlegt.
An den mehreren Wasserpumpen wird Gemüse oder die Wäsche gewaschen.
Schweine, Hunde und Hühner laufen kreuz und quer durchs Dorf.....



Dier Weg , der gegenüber des Dorfes in die Kautschukplantage führt entpuppt sich nach 5km als Sackgasse.
Nach der Plantage  sind frisch, aber auch schon älter brandgerodete Felder.

Jetzt wachsen vereinzelt Bananen, Papaja oder Maniok auf den Flächen oder Buschwerk versucht die Fläche zu übernehmen....

Im nächsten Dorf helfe ich einem Drechsler ein Hackstock großes Stück Teakholz in seine Drechselbank einzugspannen. Dann versucht er  den Block mit einem Riesen Beitel seine Unwucht ab zu raspeln.
Irgendwann soll das ein Hocker werden, wie sie überall unter den Hobelspäne herumliegen. Nur ist das Möbelstück so schwer, daß es einer allein kaum verrückten kann.....  für die Männer  im Dorf ist heute überall Zaun bauen angesagt. Ein zentraler Rat scheint wirklich über öffentlich durchzuführenden Arbeit zu bestimmen.


Das Schwein,  daß heute früh  geschlachtet würde, wandert frisch gekocht als Brocken in einen Bambuskorb.
Später kommen die Frauen der Familien, um sich jeweils ihr Stück abzuholen.  Da ich erst einen "Hintereingang" zum Dorf genommen hatte,  schnappt mich ein Dorfbewohner am offiziellen Ein/Ausgang und führt mich noch mal durchs Dorf. Nur legt er fest was ich sehen darf, aber ich habe ja schon meine Bilder..... Ein neues Bambus Schlafhaus für zwei Personen ist gerade fertig geworden.

Habe gelesen, daß bei einem Stamm die jungen Mädchen sich dort  ihren Mann "austesten" dürfen, weiß aber nicht, ob das wirklich dieser Stamm ist...Hier im Dorf lebt das Volk der Poi.

In den nächsten zwei oder drei Dörfern ist Reisbier Trinken angesagt. Dazu dröhnte viel zu laute Musik.  Die meisten in diesen Runden sind aber schon so zu, daß sie das gar nicht mehr richtig mitgekommen. 
In einem Haus versuchen sie ziemlich aufdringlich,  daß ich mich ebenfalls mit an den Bambushalm setze. Da ich nicht will, werden ich einfach rausgeschmissen. Eine Trinkerfreundschaft ist halt nicht viel Wert..
Kommt aus der Reisbier Maische kaum noch Alkohol raus, bekommen die Schweine die Körner. Selbst die werden dann noch  besoffen.
Wie die Bergstämme hier leben, das ist schon eine sehr andere Welt.
Was als Asphalt begann und dann erdiger Feldweg geworden war ist inzwischen eine Feinstaub  Piste. Zwischen 5 und 20cm pulverförmige rote Erde. Selbst im ersten Gang schlingere ich nur vorwärts. Werde ich zu langsam, drohe ich das Gleichgewicht zu verlieren,  nur etwas zu schnell,  zu stürzen.
Trotz des Pulverstaubes schlittere ich mit beiden Füßen auf dem Boden. Am schlimmsten wird's, wenn mir jemand entgegen kommt,  Luft anhalten so lange es geht und Augen zu .

Ein Dorf geht noch, dann kann ich nicht mehr. Eigentlich wollte ich noch 20km weiter. Muß die Strecke ja noch zurück. Als dann noch eine dunkle Wolken aufzieht, bekomme fast Schiss. Wenn sich der Staub  in Schlamm verwandeln sollte, komme ich heute nicht mehr zurück....

Die Regenwolke zieht weiter und als ich wieder Feldweg unter den Rädern habe, halte ich im nächsten Dorf um mir unter Freude der Bewohner die Kruste aus Schweiß und Schlamm abzuwaschen. Die Klamotten müssen bis zum GH warten...

Finde auf den letzten km noch ein Dorf, dass durch das Reisbier eher kindisch, freundlich geworden ist,





oder sie haben erst angefangen zu trinken...

... Schreck im GH. Es gibt kein Wasser, nach 15 min fängt dann der Wasserhahn doch zu plätschern an.

Esse mit der GH Familie und paar Freunden von ihnen. Anschließend knabbern wir Tamarinden Schoten  und köpfen paar Dosen Ankor-Bier.

Höre seit 3h Rockantenne. Silvester wird hier nicht so toll gefeiert. Als paar Knaller los gehen schaue ich auf die Uhr. Wir haben schon seit 10 min 2019. Noch eine halbe Stunde und ich habe auch die Bilder im Blog hochgeladen.

PS : lag mit meiner Vermutung der gut ausgeleuchteten Frauen richtig....

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Kommentare

  1. Gerold, Deine Fotos sind sagenhaft ! Du schreibst Deinen Blog so, dass ich das Gefühl habe, dabei zu sein ����

    Ich wünsche Dir ein gutes Neues Jahr - komm‘ widder gesund und munter Nachhause!

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  2. Hallo Gerold, die besten Wünsche aus Ossig für das neue Jahr und deine weitere Tour und eine gute Rückkehr wünschen dir Dietmar und Angelika

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  3. Während wir noh reichlich 3 Stunden warten müssen (Victoria Hauptstadt der Seychellen) darfst du schon in 30 Minuten das neue Jahr begrüßen. Alles erdenklich Gute für dich! A&A

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